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Salzburger Festspiele

Salzburger Festspiele Sommer 2024
19. Juli - 31. August 2024


SCHAUSPIEL

Kontakt

Salzburger Festspiele
Herbert von Karajan Platz 11
A-5010 Salzburg

Telefon: +43 (0)6 62-8045-500
Fax: +43 (0)6 62-8045-555
E-Mail: info@salzburgfestival.at

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Bewertungen & Berichte Salzburger Festspiele

© SF / Jan Friese
Schauspiel

Jedermann

Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)

Neuinszenierung

Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes

„Nun wollen wir gehen, es dustert schon …“

Hugo von Hofmannsthal fasziniert mich seit Langem. Ich sehe in ihm den bewussten und unbewussten Meister des Zeitgeistes – und ich verwende Freuds Terminologie mit Bedacht –, der, auch wenn er seine Werke in der Vergangenheit ansiedelte, stets in Verbindung mit den sozialen, psychologischen und politischen Entwicklungen seiner Gegenwart stand.

Unter seinen Werken ist Jedermann zweifellos das universellste und populärste. Das Stück basiert auf mittelalterlichen Moralitäten desselben Titels und steht somit in einer langen Tradition. Es geht in diesen Bühnenstücken um das eine große Mysterium, dem wir uns alle eines Tages stellen müssen: den Tod. Wir Menschen sind unserem Wesen nach jedoch nicht imstande, den eigenen Tod wirklich zu begreifen. So bleibt er zumeist etwas, das anderen widerfährt. Wenn es aber für uns selbst ans Sterben geht – was eines Tages geschehen muss –, dann ist es immer zu früh. Warum ist das so, und woran halten wir so verzweifelt fest, wenn wir uns ans Leben klammern? Es sind unter anderem diese Fragen, die im Jedermann erkundet werden. Das Stück bezieht seine Kraft und Resonanz daraus, dass seine Thematik – wenn auch in kodifizierter Form erzählt – jeden und jede einzelne im Publikum betrifft, jedes Jahr, bei jeder Vorstellung. Das lässt sich nicht über alle Theaterstücke sagen.

Wie seine mittelalterlichen Vorläufer bringt das Stück eine Mischung aus realen und allegorischen Figuren auf die Bühne, die von Hofmannsthal jedoch anders entwickelt werden. Die realen Figuren in Jedermanns Leben – sein bester Freund, seine Bediensteten, der Nachbar, die Mutter, die Geliebte, die Vettern und andere – werden als erste vorgestellt (nach dem Prolog mit Gott und dem Tod), und die Dialoge zwischen ihnen und Jedermann zeichnen ein klares Bild seines Alltags. Seine Besessenheit von Geld und der Taumel der Sinnesfreuden, denen er dauernd nachjagt, werden in der Darstellung des Festes, das er gibt, weiter ausgeführt – dass es nur eines in einer langen Reihe solcher Feste ist, legt der Untertitel „Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ nahe, den Hofmannsthal seiner Version des Stoffs gab.

Eine der bedeutendsten Entwicklungen, die Hofmannsthal in die Erzählung einbringt, ist Jedermanns Nachdenken darüber, dass vielleicht anderes als Reichtum und sinnliches Vergnügen wichtig sein könnten, und zwar bevor ihm der Tod erscheint. Direkt nach dem Gespräch mit seiner Mutter – und vielleicht durch dieses ausgelöst – öffnet sich etwas in seiner Psyche und bewegt ihn dazu, seine Lebensführung infrage zu stellen. Damit beginnt eine Suche nach dem Wert und dem Sinn des Lebens, in deren Verlauf Jedermann sich immer weiter Fragen nach der Bedeutung des Todes, der Guten Werke, des Glaubens und letztlich Gottes stellt. Man könnte sagen, dass die Dialoge, die Jedermann mit den allegorischen Figuren führt, den inneren Dialogen, die wir alle täglich mit uns selbst führen, nicht unähnlich sind.

Unterstützt und ermutigt von Max Reinhardt, setzt sich Hofmannsthal in seinem Jedermann mit der fundamentalen Frage des Todes auseinander und damit, ob und wie wir uns dafür rüsten können. Dabei kann für Gläubige jedweder Glaubensgemeinschaft die religiöse Vorbereitung im Mittelpunkt stehen, für Hofmannsthal aber spielte meiner Meinung nach auch der Bezug zwischen Kunst und Tod eine große Rolle. Er entwickelte das Thema mehrfach in vielen seiner Werke und erweiterte die Bedeutung des Todes für unser Leben, indem er den Begriff der Zeit infrage stellte. Die Befassung mit der Zeit wurde in Hofmannsthals Händen zu Kunst, und der Platz, den sein Jedermann bei den Salzburger Festspielen im Lauf der Zeit eingenommen hat, scheint mir zu bestätigen, wie wichtig Kunst – alle Künste – für unser Leben sein können. Kunst ist das einzige, das bleibt, wie uns die Abfolge der Menschheitskulturen vor Augen führt. Kunst kann uns dabei helfen, mit der Vergänglichkeit unseres Lebens und der Endgültigkeit des Todes umzugehen, sie vielleicht sogar zu bewältigen.

Max Reinhardts Idee, den Jedermann im Herzen der Stadt, auf dem Domplatz, aufzuführen, ist erfüllt von Resonanz, aber auch von Freude. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich das Stück zwar mit Inhalten beschäftigt, die uns heilig sind, dass es selbst aber kein Heiligtum ist – und weder Hofmannsthal noch Reinhardt hätten wohl gewünscht, dass man es als solches behandelt. Es feiert das Leben, indem es den Tod annimmt, als wäre es Tauffest und Trauerfeier in einem. Jedermann ist eine Zusammenfassung, eine Metapher und eine Allegorie des Lebens.

(Robert Carsen
Übersetzung: Vera Ribarich)

Regie, Bühne und Licht: Robert Carsen
Mit Dominik Dos-Reis, Philipp Hochmair, Andrea Jonasson, Christoph Luser, Kathleen Morgeneyer, Joseph Lorenz, Nicole Beutler, Deleila Piasko, Christoph Krutzler, Daniel Lommatzsch, Kristof Van Boven, Julia Windischbauer, und andere

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Schauspiel

Sternstunden der Menschheit

Nach Stefan Zweig (1881 - 1942)
In einer Fassung von Thom Luz

Neuinszenierung

„Aber kein Atem war zu hören, als die Musik begann, und immer lautloser wurde das Lauschen.“

Die Sternstunden der Menschheit waren ein Lebensprojekt von Stefan Zweig: 1927 als Sammelband bereits veröffentlichter Texte mit fünf historischen Miniaturen erstmals erschienen und prompt ein Bestseller, fügte er im Laufe der folgenden Jahrzehnte in Neuauflagen und Übersetzungen weitere neun hinzu. Die „Sternstunde“, in der in einem einzigen kurzen Augenblick der Lauf der Welt entscheidend verändert wird, scheint für Zweig ein eigenes Textgenre geworden zu sein, für das er gezielt schrieb, auch wenn sich manche – wie die über Magellan – dann doch zu einem ganzen Roman auswuchs.

Begonnen in den Goldenen Zwanzigern, die Zweig am Salzburger Kapuzinerberg verlebte, geht das Buch mit ihm auf Weltreise. Die englische Ausgabe The Tide of Fortune landet 1940 nicht in den Regalen, die druckfrischen Exemplare laufen mit dem bombardierten Schiff, das sie transportiert, auf Grund. „Nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet“, schreibt Zweig 1942 in seinem Abschiedsbrief am anderen Ende des Planeten, hat er keine Kraft mehr für einen Neuanfang im brasilianischen Exil und sagt der Welt der Lebenden Adieu.

Ob Napoleons Untergang bei Waterloo, Lenins heimliche Rückkehr nach Russland, Scotts knapp verpasste Entdeckung des Südpols oder die schwierige Verlegung eines Telegrafenkabels durch den Atlantik – die Helden der Sternstunden sind stets im richtigen Moment am falschen Ort – oder umgekehrt. Und sie stammen alle aus der westlichen Hemisphäre. Andere Gebiete tauchen – übrigens ebenso wie Frauen – nur als Objekt der Eroberung auf. Aber was Zweig beschreibt, sind auch keineswegs Glanzleistungen – von Händels Messiah und Goethes Marienbader Elegie einmal abgesehen –, sondern meist aus Irrtümern, Starrsinn, Eitelkeit geboren oder weil Zufall und Chaos ihr Übriges getan haben. Dem Wirken der porträtierten Männer steht neben Zweigs durchaus kritischer Stimme stets „die größte Dichterin und Darstellerin aller Zeiten“ gegenüber, die Geschichte selbst, und den entscheidenden Sekunden „Millionen müßige Weltstunden“, wie er im Vorwort schreibt.

In der musiktheatralen Bearbeitung treffen Zweigs Beschwörungen eines verschwundenen Europas auf südamerikanische Volksmusik. Das könnte so gehen: Stefan Zweig in seinem Sterbezimmer. Umsorgt von einer Schar hilfreicher Gespenster – sind es Pfleger·innen oder Erinnerungen aus der Vergangenheit? – liegt er im Bett und wartet, bis das Gift wirkt. In seinem Kopf – und im Gehörgang des Publikums – schwirren noch einmal die Mythen der „Welt von Gestern“, geflüstert von diversen halbrealen Gestalten, Besucher·innen, echt und eingebildet. Vor dem Fenster geht ein kleines Blasmusikensemble musizierend im Kreis, ums Bühnenbild, ums Theater, und erzeugt so ein vielschichtiges Hör-Bild. Als hätte jemand das Fenster offen gelassen, mischen sich seine letzten Gedanken mit der brasilianischen Straßenatmosphäre, hergestellt vom bayerisch-portugiesischen Heimatlosenorchester München–Rio–Addio. Zweigs wortreiche Beschwörungen von Pioniergeist und Heldenhaftigkeit seiner Entdecker, Dichter, Denker und Generäle werden von der Saudade umweht – einer spezifisch portugiesischen Form des Weltschmerzes, der sich mit „Traurigkeit“, „Wehmut“, „Sehnsucht“, „Heim- oder Fernweh“ oder „sanfte Melancholie“ nur annähernd übersetzen lässt.

Nach dem Vorbild von Charles Ives’ vertikaler Komposition werden die Klänge und Sprachfragmente wie letzte Hemden im Überseekoffer übereinandergelegt. Für jeden Sitzplatz im Theater entsteht so ein individuelles Hörerlebnis, in dem das Kleine mit dem Großen verbunden ist und jedes horchende Subjekt mit dem größeren Ganzen – so wie in Zweigs Erzählungen die kleinen Einzelschicksale mit dem großen Weltgetriebe.

(Thom Luz & Katrin Michaels)

Regie und Sound-Design: Thom Luz
Mit Vincent Glander, Evelyne Gugolz, Isabell Antonia Höckel, Steffen Höld, Nicola Mastroberardino, Barbara Melzl, Johannes Nussbaum
Heimatlosenorchester München–Rio–Addio

In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

Eine Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Residenztheater München

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© RAFAELA PRÖLL
Schauspiel

Die Orestie

Nach Aischylos / Sophokles / Euripides
In einer Textfassung von Nicolas Stemann

„Fortan siege stets unser Bemühen für das Gute.“

Menschen verletzen Menschen, Völker Völker. Gewalt erzeugt Gewalt. Bomben Bomben. Der natürliche Reflex scheint zu sein: Vergeltung, Strafe, Rache, sogar Vernichtung, bis an die Grenze zur Selbstauslöschung der Art.

Da, wo die klassische Orestie beginnt, liegt schon über Generationen ein Schlachtfeld des Grauens hinter den Protagonisten. Mit der dreiteiligen Orestie des Aischylos beginnt die europäische Theatergeschichte. Sie erzählt in einer Zeit, wo die attische Demokratie stabil wirkt, deren Vorgeschichte, den Gründungsmythos („was bisher geschah“). Das Theater erinnert daran, wie in mythischer Vorzeit heillos sich gegenseitig mordende Clans von Göttern und Menschen wüten, wie Gewalt nicht eindämmbar ist – weder nach innen noch nach außen. Die Welt ist ein Schlachtfeld des Grauens, lokale Nachbarn werden in zehnjährigen Kriegen vernichtet. Töchter werden geopfert, um die eigene Karriere in Staat und Militär zu befördern, eine Mutter rächt sich und tötet den Kindsmörder und Ehegatten, ein vaterloser Sohn und Bruder der Tochter begeht Muttermord. Und natürlich soll auch dieser Sohn sterben. – Aischylos erinnert an diese Vorgeschichte, um am Schluss umso wirkungsvoller von ihrer Auflösung in einem „Happy End“ zu erzählen. Seine Konstruktion: Ausgerechnet der Muttermörder Orest darf weiterleben! Möglich wird dies bei Aischylos dank eines demokratischen Prozesses mit verbindlichen Abstimmungen und einem daraus folgenden göttlich begleiteten Urteil, das klugerweise auch die Verlierer versöhnend in die neue Harmonie einbindet. In Blut gebadet will man tatsächlich Frieden. Fortan sind andere Mechanismen der Konfliktlösung möglich; Gewalt ist tabuisiert. Aischylos erzählt, dass die friedensstiftende Sprache der Vernunft gegen die des Blutes siegt, Politik gegen Rache, die soziale Kraft des Chors gegen archaische Gesetze. Das ist eine Geschichte, die uns gefällt. Die wir gern hören.

Aber die Harmonie hat nicht lange Bestand. Schon bei Sophokles sind die Regeln und Gesetze, die die Welt beherrschen, undurchschaubar, es gibt in ihr keinen Konsens mehr, das Individuum ist auf sich selbst zurückgeworfen. Mit Euripides verschafft sich eine weitere Generation Gehör, eine Generation moderner Skeptiker und Zweifler. Ihr ist der Optimismus von Aischylos ebenso fremd wie der Stoizismus von Sophokles. 50 Jahre liegen zwischen Aischylos und Euripides – 50 Jahre geschichtliche Erfahrung, mit Kriegen, Seuchen, Plünderungen und Hungersnöten: Die Kraft zur Wahrung der Demokratie nimmt rapide ab. Euripides schreibt die Orestie, und insbesondere deren Schluss, um. Sein Orest ist ein Tabubruch, ja ein Skandal: Der Prozess gegen Orest, wie ihn der jüngere Euripides aufschreibt, ist voller Demagogie, Lüge, Tricks, Egomanie, Manipulation. Demokratie, Läuterung oder gar göttliche Weisheit gibt es hier nur noch als grelle Parodie. Der Himmel ist leer, übrig bleibt die Bestie Mensch. Ein Akt der Überschreibung, ein re-writing aus Zweifel, aus Kontingenz vielleicht, jedenfalls ohne erbauliche Alternative.

Aischylos, Sophokles und Euripides erzählen in je unterschiedlicher Tonalität von Menschsein, Gewalt und Politik. An einer Stelle sagt Menelaos: „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“ Was meint er damit? Die Einsicht, dass Gewalt unvermeidbar ist, weil sie zum Menschen dazugehört? Oder die Einsicht in die Notwendigkeit, Gewalt zu vermeiden? Und: wie?

Nicolas Stemanns Neufassung dieser antiken Stücke entsteht vor dem Hintergrund einer Gegenwart, in der Demokratie immer mehr infrage gestellt und – ähnlich wie Pazifismus – wie ein Auslaufmodell gehandelt wird. Es ist seine dritte Arbeit bei den Salzburger Festspielen nach dem viel beachteten Faust-Marathon (2011) und der Inszenierung von Schillers Die Räuber (2009).

(Joachim Lux)

Regie: Nicolas Stemann
Mit Patrycia Ziółkowska, Sebastian Rudolph, Barbara Nüsse, und anderen

In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

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Stefan Kaegi, © Mara von Kummer
Schauspiel

Spiegelneuronen

Sasha Waltz & Guests meets Rimini Protokoll

Ein dokumentarischer Tanzabend mit Publikum
Uraufführung

„Wenn Sie das Gefühl haben, eine Entscheidung zu treffen, bilden Sie sich das vielleicht nur ein.“

Dieses Stück ist ein Experiment. In jeder Aufführung von neuem. Es geht um das menschliche Gehirn und sein Verhältnis zum Körper. Das Publikum ist ein wesentlicher Teil des Experiments, denn es ist eingeladen, nicht nur Tanz zu beobachten, sondern sich auch selbst zu bewegen, von seinem Sitzplatz aus als aktiver Teil eines gemeinsamen Systems zu agieren, sich selbst als Teil einer Art großen Gehirns zu erleben.

Spiegelneuronen ist die erste Zusammenarbeit von Sasha Waltz & Guests und dem Dokumentartheaterlabel Rimini Protokoll. Damit setzt die Tanzcompagnie die Öffnung für neue Handschriften sowie ihr Interesse an künstlerischer Recherche und genreübergreifender Zusammenarbeit mit internationalen Künstler·innen zur Erweiterung ihres Repertoires fort. Aus sehr unterschiedlichen Richtungen kommend, interessieren sich beide Compagnien für die ungewöhnliche Bespielung von Räumen sowie die interdisziplinäre Arbeit. Nun untersucht Stefan Kaegi gemeinsam mit Tänzer·innen von Sasha Waltz & Guests sowie dem Publikum das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft mit den Mitteln des Tanzes vor einem großen Spiegel.

Spiegel haben in Ballettproberäumen eine lange Tradition. Historisch hatten sie dort vor allem eine normative Funktion, dienten sie doch der Perfektionierung des Corps de Ballet, einem durch Disziplin und Drill synchronisierten Gesamtkörper aus einem ganzen Chor von Tänzer·innen. Kein Wunder, dass dieser Spiegel parallel zum Aufstieg des Individuums und der subjektiven Freiheit im modernen und zeitgenössischen Tanz an Bedeutung verlor. Dieser dokumentarische Tanzabend richtet den Spiegel nun auf das Publikum zurück und bezieht es als Subjekt der Betrachtung ins Experiment mit ein.

Ein Spiegel wird in diesem Abend da installiert, wo normalerweise die Bühne ist. Er reflektiert nicht nur die Tänzer·innen, sondern wie ein gigantisches Selfie die ganze Tribüne mitsamt dem Publikum. So wird, ähnlich wie bei Aktionen des Performancekünstlers Dan Graham in den 1970er-Jahren, der Zuschauerraum zum Hauptaktionsort. Das Publikum rückt im Austausch mit den Tänzer·innen selbst ins Zentrum der choreografischen Bewegungen und erlebt sich beim „Verkörpern“ von komplexen Bildern.

Neurowissenschaftler·innen gehen davon aus, dass unser Nervensystem nicht zentral gesteuert ist, sondern dass die verschiedenen Bereiche des Gehirns intensiv miteinander kommunizieren: vergleichbar einem Computernetzwerk mit Algorithmen, die nicht linear, sondern dezentral agieren und auf ihren Kontext reagieren, während sie Informationen sammeln und prozessieren. Wie genau das geschieht, darüber kann auch die Wissenschaft bisher nur spekulieren. Immer wieder werden neue Mechanismen entdeckt. Anfang der 1990er-Jahre zum Beispiel die Spiegelneuronen: Diese führen dazu, dass das Gehirn in ähnlicher Weise angeregt wird, egal ob wir selbst etwas tun oder dieselbe Handlung bei einer anderen Person beobachten. Obwohl beim Menschen schwer nachzuweisen, könnten Spiegelneuronen einen Schlüssel zur Erklärung von Empathie und gegenseitigem Verstehen darstellen.

Die dokumentarische Recherche zu diesem Tanzabend bezieht Konzepte aus Hirnforschung, Biologie, Soziologie und künstlicher Intelligenz ein, die das Publikum einerseits hört und reflektiert und andererseits erlebt, nachvollzieht – vielleicht sogar antizipiert oder versucht, sich ihnen zu entziehen. Und zwar ganz konkret am eigenen Körper und als große Gemeinschaft im Publikum. Über den Spiegel betrachten die Zuschauer·innen sich und die anderen beim Beobachten des Versuchs, in dessen Zentrum sie sitzen.

Modellhaft lässt sich mittels Bewegungsimpulsen eine Gruppe von Menschen auf einer Tribüne ähnlich vernetzen wie ein Gehirn. Vertont wird dieses bewegte Bild durch ein Musikarrangement mit O-Ton-Einspielungen von Wahrnehmungsforscher· innen. In der Wahrnehmung des Publikums verwebt sich die Szenerie mit deren Gedanken, illustriert oder konterkariert sie, vervollständigt oder widerlegt sie. Jeden Abend anders.

Konzept und Regie: Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)
Mit Melissa Kieffer, Dominique McDougal, Orlando Rodriguez, László Sandig, Claudia de Serpa Soares, Wibke Storkan u. a.

Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und Tanz Köln

In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln

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Performance

KI & Kunst

Eine performative Diskussion mit einer KI namens Morpheus

Das weitreichende Potenzial künstlicher Intelligenz weckt Interesse und zugleich berechtigte Bedenken hinsichtlich ihrer unvorhersehbaren Auswirkungen auf die Welt der Kunst und unser Leben im Allgemeinen. Während zunächst IT-Experten die Möglichkeiten von KI demonstrieren, diskutieren anschließend Vertreter· innen aus der Kunstwelt darüber, ob KI künstlerisch Gültiges schaffen kann? Schließlich schaltet sich ein besonderer Diskussionsteilnehmer ein: Morpheus, ein KI-Modell mit einer emotionalen Komponente. Es wird seine eigene Meinung zu diesem Thema erläutern und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Mit Stefan Kaegi, Asmik Grigorian, Miller Puckette, David Yang, und Morpheus

In Zusammenarbeit mit CultTech Association und Ars Electronica

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Zino Wey, © Johannes Schäfer
Lesung

Vergessene Stücke

Strauß / Wey

Szenischer Lesemarathon

„Ja, ich werde eine Reise machen.“

Der Zeitstrahl der österreichischen Dramatik hat viele dunkle Flecken. Sie verweisen auf das, was in der Vergangenheit aus den unterschiedlichsten Gründen vergessen, verdrängt oder verfemt wurde. Ein Großteil der österreichischen Theatertexte existiert heute nicht mehr – nicht in unserem Gedächtnis, nicht in unserem Kanon, nicht auf unseren Bühnen. Und doch haben viele dieser vergessenen Texte im Untergrund überlebt. Als klandestine Splittergruppen im Schatten, die auf den richtigen Moment warteten, um ins Licht zu treten. Dieser Moment ist jetzt! Die Salzburger Festspiele präsentieren unter dem Titel Vergessene Stücke eine aufregende Auswahl von österreichischer Dramatik jenseits des Bekannten, abseits des Mainstreams.

Für zwei Tage verwandeln sich die Räume des Mozarteums in ein spielwütiges Archiv. Aus den Sälen, Fluren und Kammern, von den Balkonen und Emporen dringen Echos: Echos von Texten aus drei Jahrhunderten. Wütende Stimmen, sehnsuchtsvolle Stimmen, überzeugende Stimmen. Sie treffen aus verschiedenen Zeiten, aus unterschiedlichen Welten ein und kommen rasch miteinander ins Gespräch. Denn sie haben sich etwas zu sagen: Sie erzählen Flucht- und Exilgeschichten, von Machtwechseln und verlorenen Illusionen, die sie bezeugen. Staunen über die Eigenart ihrer Schicksalsgenossen. Tauchen in fremde Wirklichkeiten ein.

Was soll das sonst sein: „ein Archiv“ – wenn nicht ein überfüllter Wartesaal, in dem die vergessenen Stimmen aufgeregt durcheinanderreden. Sich ihre Zeit vertreiben, bis doch plötzlich eine von ihnen aufgerufen wird.

Eine Klingel. Ein Hall. Ein fernes Läuten. Lichter. Immer mehr. Licht ins Dunkel. Strahlende Zeiten – dunkler Zeitstrahl. Batterieprobleme. Links Liegengebliebenes. Innehalten. Reinlesen. Warum nicht mal wieder was von vorne bis hinten durchlesen. Sich hinsetzen. Richtig reinknien. Ein Text-Sit-in machen. Eintauchen. Nur für ein paar Stunden. Oder doch zuschauen. Im textanatomischen Theater. Sezierung der toten Stoffkörper durch Expert·innen. Einladung zur öffentlichen Begutachtung des verloren gegangenen Materials.

Eine Begegnung mit österreichischen Stimmen. Aus dem Exil. Aus der surrealistischen Jugend. Träume in der Provinz. Liebesgrüße aus der ver-gessenen Zukunft. Ja, unbedingt: Nicht im Hier und Jetzt enden. Weiterfliegen: die zukünftig Vergessenen mit an den Tisch holen. Szenische Lesungen. Dialektische Performances. Schwärmerische Installationen. Menschen, Texte, Sensationen.

Und am Ende: ein dezentrales Archiv. Was zum Mitnehmen. Für zu Hause.

Nicht das, was nahe liegt, interessiert uns, sondern, was aus der Ferne wirkt. Ein langer Tag der Vergessenen Stücke bei den Salzburger Festspielen.

(Simon Strauß & Zino Wey)

Konzept und Regie: Zino Wey
Konzept und Diskurs: Simon Strauß
Mit Kristof Van Boven, Burghart Klaußner, Dörte Lyssewski, Ewald Palmetshofer, Stefanie Reinsperger, Sasha Marianna Salzmann, Julia Windischbauer und vielen anderen, sowie Studierenden der Universität Mozarteum

In deutscher Sprache

Eine Koproduktion der Salzburger Festspiele mit der Universität Mozarteum Salzburg und der Claims Conference

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Krystian Lupa, © Laura Vansevičienė
Schauspiel

Der Zauberberg

Nach Thomas Mann (1875 - 1955)

In einer Textfassung von Krystian Lupa
Neuinszenierung

„Wird auch aus diesem Weltfest des Todes einmal die Liebe steigen?“

Wie in den meisten genialen Werken begegnen uns auch im Zauberberg Zeit und Raum als Archetypen. Der Roman enthält wirkmächtige Metaphern. Die erste verweist auf memento mori: auf den Tod in uns, auf den Wunsch, um unsere Krankheit zu wissen. Ein gesunder Mensch ist sich dieses Wunsches nicht bewusst. Zwar wird Hans Castorp nie ein Künstler werden wie Adrian Leverkühn, der Protagonist eines anderen Romans von Thomas Mann, aber er findet zu sich selbst. Er wird zu einem Menschen, der – ähnlich wie ein Künstler – von der Frage

„Wer bin ich?“ gequält wird. Man kann sagen, dass es die Realität und der Ort waren, die Castorp auf diesen Weg brachten. Einerseits bedrohte dies sein Leben und beraubte ihn des glücklichen Daseins, anderseits wäre seine Existenz ohne das Sanatorium möglicherweise banaler verlaufen, und er hätte ohne diese Zeit der Reflexion nicht zu sich selbst gefunden. Die Hauptfrage lautet, was eine Person zu einer Person werden lässt. Wie geschieht das? Was für merkwürdige Bedürfnisse hat man – jenseits des stereotypen Wunsches, glücklich zu sein, der das Leben oft nicht nur ruiniert, sondern auch in seinen Möglichkeiten einschränkt. Wir haben keine Ahnung davon, was in uns verborgen liegt.

Als junger Mensch kam mir die Idee, einen Roman mit dem Titel Das Kloster der Hörenden zu schreiben. Dieser sollte von einer Gruppe von Künstler·innen handeln, die die herannahende Apokalypse hören wollen. Sie finden einen Ort, an dem höchste Konzentration möglich scheint, und bezeichnen ihn als Kloster. Die Gruppe lässt sich in dem verlassenen Nachkriegsgebäude auf einem Berg nieder; sie leben wie Eremiten, weil man inmitten von Menschenmassen nicht sehen oder hören kann. – Um Musik zu hören, müssen wir uns hinter dicken Mauern verstecken; wenn wir uns durch die Menge drängen, erscheint uns Musik als Lärm. – Der Anführer der Gruppe verlangt von jedem, zu einem Instrument zu werden, das die Musik der Apokalypse hört … Irgendwann verwandelte sich das Buchprojekt dann in ein Tagebuch, das ich bis heute führe. Im Zauberberg scheinen die in völliger Abgeschiedenheit von der realen Welt lebenden Patient·innen die Ängste der Vorkriegszeit, die Essenz der Irrationalität in sich aufzunehmen. Vielleicht werde ich versuchen, die Idee meines Buchs in den Entstehungsprozess der Produktion einfließen zu lassen.

Der Zauberberg vermittelt uns das Gefühl, dass sein Autor in Bezug auf seine eigene Identität permanent unsicher ist. Die Frage „Wer bin ich?“ schürt Ängste und Zweifel. Sie lässt die eigenen Jugendjahre in anderem Licht erscheinen, und man fragt sich, ob man das bürgerliche Modell des unbeschwerten Lebens wählt, das einem bis dahin ganz selbstverständlich schien – oder ob man in eine ganz andere Richtung gehen soll. Castorp möchte eine andere Richtung einschlagen, aber diese Entscheidung wird ohne sein Zutun getroffen. Das ist ein wichtiger Aspekt. Er kontrolliert diesen Prozess nicht, sondern wird wie von einer Krankheit davon ereilt …

Alle Vorahnungen, die uns im Zauberberg begegnen, stammen aus der Vorkriegszeit, als die Welt eine gänzlich andere war. Als ich über den Zauberberg nachdachte, las ich Stefan Zweigs Die Welt von Gestern. Darin geht es um das Wesen des Krieges, was er mit der Realität macht und wie er sich auf die Entwicklung des Humanismus auswirkt. Man spürt Trauer und eine Nostalgie für die Welt vor dem Krieg. Es wird aber auch aufgezeigt, wie grundlegend falsch die Entwicklung verlief; schließlich waren die Sitten, das Selbstgefühl und die ethischen Normen der Vorkriegsgesellschaft sehr rigide. Vielleicht waren es unsere Fehler, die die Katastrophe überhaupt erst auslösten? An einem bestimmten Punkt explodierten die Fehlentwicklungen wie eine Bombe. Zweig beschreibt den Moment, in dem eine Person die Kontrolle verliert. Irrationalität dringt in die Struktur der menschlichen Zivilisation ein, die der Welt ein Gefühl von rationalem Funktionieren und größtmöglicher Sicherheit vermittelt. Die Menschen halten sich für klug und erliegen schließlich doch unweigerlich der Irrationalität.

Wenn der Krieg endet, wird er aus dem Gedächtnis gedrängt. Die Kriegserfahrungen werden in einen Kokon eingesponnen und weggesperrt. Von nun an gibt es keinen Krieg mehr, nur noch Leben. Das waren dunkle Zeiten, aber jetzt strebt die Menschheit wieder nach dem, wovor sie solche Angst hat … Was ist es? Warum geschieht es?

Das Schiff, das Thomas Mann vor dem Ersten Weltkrieg erdacht und auf seltsame Weise ans andere Ufer gelenkt hat, bietet viel Raum. Ich würde es besteigen, dieses Schiff, es ist etwas Besonderes – aber was würde ich heute darauf mitnehmen?

(Krystian Lupa · Übersetzung: Susanne Watzek)

Textfassung, Regie, Bühne und Licht: Krystian Lupa
Mit Valentinas Masalskis, Viktorija Kuodytė, Sergejus Ivanovas, und anderen

In litauischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

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Heiner Goebbels, © Ricordi Harald Hoffmann
Performance

Everything That Happened and Would Happen

Multidisziplinäre Performance (2018)

Mit Texten aus Europeana von Patrik Ouředník sowie News-Clips des Informationskanals No Comment von Euronews
Musik von Camille Emaille, Gianni Gebbia, Cécile Lartigau, Léo Maurel, Nicolas Perrin, Olivier Messiaen und Heiner Goebbels

Österreichische Erstaufführung

„Die Historiker sagten, das historische Gedächtnis sei aus der historischen Sphäre in eine psychologische übergegangen, und dies habe eine neue Form von Erinnerung hervorgerufen, bei der es nicht mehr um die Erinnerung an ein Geschehen gehe, sondern um eine Erinnerung der Erinnerung.“

In der Auseinandersetzung mit der zerstörerischen Geschichte Europas der vergangenen 100 Jahre – beginnend mit dem Ersten Weltkrieg – zeigt der renommierte Komponist und Theatermacher Heiner Goebbels seine großformatige Arbeit Everything That Happened and Would Happen, in der Musik, Licht, Performance, Sprache, Objekte und Filme zu einer multidimensionalen Installation vereint sind. Sie basiert auf drei Inspirationsquellen: dem Text Europeana – Eine kurze Geschichte Europas im 20. Jahrhundert des tschechischen Autors Patrik Ouředník mit einer provokant ironischen Dekonstruktion der sozialen und politischen Geschichte Europas; Bühnenbildelementen, die Klaus Grünberg zu Heiner Goebbels‘ Inszenierung von John Cages Anti-Oper Europeras 1 & 2 entworfen hat und die hier in neuer Form zum Einsatz kommen; und schließlich auf den unkommentierten tagesaktuellen Nachrichtenbildern des Fernsehsenders Euronews. Gemeinsam mit einem internationalen Ensemble aus Tänzer·innen, Performer·innen und Musiker·innen entstand ein eindrucksvolles Musiktheater, das den individuellen Blick auf eine widersprüchliche und verwirrende Geschichte herausfordert und Raum für Imaginationen öffnet.

Der deutsche Komponist und Regisseur Heiner Goebbels zählt zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen Musik- und Theaterszene. Er schuf Kompositionen für Ensemble und großes Orchester (Surrogate Cities, A House of Call), Musiktheaterwerke (Max Black, Eraritjaritjaka), szenische Konzerte (Songs of Wars I Have Seen), Hörspiele, Klang- und Videoinstallationen (Documenta, Centre Pompidou, Museo de Arte Moderno de Bogotá).

Konzept und Regie: Heiner Goebbels
Mit Juan Felipe Amaya González, Sandhya Daemgen, Antoine Effroy, Ismeni Espejel, Montserrat Gardó Castillo, Freddy Houndekindo, Tuan Ly, Thành Nguyễn Duy, John Rowley, Annegret Schalke, Ildikó Tóth, Tyra Wigg, Sofia Borges, Gianni Gebbia, Cécile Lartigau, Nicolas Perrin

Eine Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
Produziert von Artangel. Auftragswerk von 14—18 NOW, WW1 Centenary Art Commissions, Artangel, Park Avenue Armory und Ruhrtriennale.
Die Uraufführung wurde gemeinsam von Artangel und Manchester International Festival präsentiert.

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© Leszek Januszewski
Ballett

Ein Mittsommernachtstraum

Ballett (2015/2019)
Musik von Mikael Karlsson

„Magie unter der Mitternachtssonne“

Der Vorhang hebt sich, und auf offener Bühne wird Weizen geerntet! Das Fest der Sommersonnenwende wird begangen. Es wird gelacht, getanzt und getrunken und das Leben gefeiert. Doch im Zwielicht der hereinbrechenden Nacht verschwimmen die Grenzen von Fantasie und Wirklichkeit. In dieser magischen Zwischenwelt ist alles möglich; vieles, das sich der Verstand nicht erklären kann, geschieht: Wie von Geisterhand erheben sich Tische, Menschen schweben plötzlich durch die Luft, große Fische treiben durch die Kulissen, und die Bretter, die die Welt bedeuten, verwandeln sich in einen verwunschenen Wald. Menschenleben verschmelzen mit Mythen und Legenden; zusammen zelebrieren sie eine überbordende Feier der Natur. Am Ende ist nicht gewiss, ob unsere fantastischen Träume in Wahrheit nicht viel fantastischere Wirklichkeiten sind.

Zwischen dem 20. und 26. Juni strömen in Schweden traditionellerweise die Menschen zusammen, um die längsten Tage des Jahres zu feiern. Diese Feierlichkeiten haben tiefe Wurzeln und sind mit einer Fülle von althergebrachten Bräuchen und Traditionen verbunden. Viele schwedische Künstler·innen versuchen, die Magie des Mittsommerfestes in ihre Kunst zu integrieren. Einer von ihnen ist Alexander Ekman. Eindrücklich fängt er diese ganz besondere Stimmung in Ein Mittsommernachtstraum ein und verquickt sie mit den Ebenen menschlicher Existenz und (Selbst-)Wahrnehmung. Ein Fest der Freiheit und des Leichtsinns, des Übermuts, des Menschseins nimmt seinen Lauf – im Einklang mit der Natur.

Alexander Ekman ist ein weltweit gefeierter Choreograf. Seine Werke wurden von so renommierten Ballettkompanien wie Les Ballets de Monte-Carlo, dem Boston Ballet, dem Nederlands Dans Theater oder dem Royal Swedish Ballet aufgeführt. Er ist für seine innovative Arbeitsweise bekannt – und für seine Zusammenarbeit mit dem schwedischen Komponisten Mikael Karlsson. Dieser schrieb die Musik für einige von Ekmans bekanntesten Choreografien, darunter Tyll, A Swan Lake, Play – und auch Ein Mittsommernachtstraum, der 2015 am Royal Swedish Ballet in Stockholm uraufgeführt wurde und seit der Spielzeit 2019/20 in der Umsetzung durch das Ballett Dortmund begeistert.

(Helena Sturm)

Inszenierung, Choreografie und Bühne: Alexander Ekman

Ballett Dortmund, NRW Juniorballett, Dortmunder Philharmoniker

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Lesung

Hallo, hier spricht Nawalny

Briefe eines freien Menschen

Alexej Nawalnys Briefe aus dem Gefängnis und seine Reden bei Gerichtsverhandlungen sind zu einem speziellen literarischen Genre geworden, in dem einer der berühmtesten politischen Gefangenen als nüchterner Analytiker, als leidenschaftlicher Prophet, strenger und ironischer Ankläger und liebender Ehemann auftritt. Er seziert die russische Regierung, beschreibt die Bedingungen in russischen Gefängnissen, unternimmt Ausflüge in die russische Geschichte oder teilt persönliche Erfahrungen. Sein briefliches Vermächtnis erzählt die Geschichte des russischen Widerstands und wie man unter unmenschlichen Bedingungen Menschlichkeit bewahrt.

Katja Kolm, Konzeption
Mit Michael Maertens

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Lesung

Botho Strauß · Saul

Erstlesung

Erstlesung
Botho Strauß · Saul
Mit Jens Harzer und Marina Galic

Gespräch
„Der Mensch ist so klein — ein Wassertropfen kann ihn erschlagen“
Im Anschluss an die Erstlesung von Botho Strauß’ Drama Saul findet ein von Simon Strauß moderiertes Gespräch mit Jens Harzer, Philipp Theisohn und Rachel Salamander statt.


Nie hat der Prophet den Stämmen Israels einen König verheißen. Nie hat er ihnen eine irdische Autorität in Aussicht gestellt. Und doch sehnt sich das Volk nach einem Herrscher aus Fleisch und Blut. Gott zürnt über diesen Sündenfall und trifft mit Absicht eine „falsche Wahl“. Er ernennt Saul zum ersten König der Israeliten. Einen „schiefen, seelenkranken Mann“. Der Anfang ist eine Gründung in Melancholie.

Saul, das jüngste Drama von Botho Strauß, ist ein archaisch-anarchischer Theatertext. Geschrieben im Tonfall der vox atrox – der harten, erschreckenden Stimme. In Szene gesetzt wird die Biografie des ersten Königs der Israeliten. Mit Saul endet die im Gideonspruch des Richterbuches begründete Theokratie. Die weltliche Herrschaft über Israel hebt an – und bleibt von da an gefährlich in der Schwebe. Daran kann auch die Hexe von Endor nichts ändern …

Friederike Harmstorf, Künstlerische Mitarbeit
Simon Strauß, Moderation

Mit Jens Harzer, Marina Galic, Philipp Theisohn, und Rachel Salamander

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Lesung

Orpheus sprengt die Grenzen

Der Briefwechsel zwischen Rainer Maria Rilke, Marina Zwetajewa und Boris Pasternak

Der Briefwechsel der drei großen Dichter umfasst das Jahr 1926. Seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs sind zwölf Jahre vergangen. Die russische Revolution liegt neun Jahre zurück. Marina Zwetajewa war gezwungen, von Russland nach Frankreich zu emigrieren. Pasternak war in der Sowjetunion geblieben. – Aber die Dichter scheinen die historischen Katastrophen nicht wahrzunehmen. Sie sprechen über das Leben, den Tod, die Liebe, das Wesen der Kreativität, die Aufgabe des Dichters … Der erhabene Ton ihrer Briefe geht über die Grenzen der nationalen und kulturellen Identität hinaus. Wie der Heilige Geist in der Bibel „weht er, wo er will“.

Mit Burghart Klaußner, Valery Tscheplanowa, und André Jung

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Salzburger Festspiele

Salzburger Festspiele Sommer 2024
19. Juli - 31. August 2024


SCHAUSPIEL

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Bewertungen & Berichte Salzburger Festspiele

Aufführungen / Theater Salzburger Landestheater Salzburg, Schwarzstraße 22
Literatur / Kulturveranstaltung Literaturhaus Salzburg Salzburg, Strubergasse 23
Ereignisse / Festspiele Salzburger Festspiele Salzburg, Herbert von Karajan Platz 11
Ereignisse / Festspiele Salzburger Pfingstfestspiele 17. bis 20.5.2024
Aufführungen / Theater Kleines Theater Salzburg Salzburg, Schallmooser Hauptstr. 50
Aufführungen / Puppentheater Salzburger Marionettentheater Salzburg, Schwarzstraße 24
Aufführungen / Theater Schauspielhaus Salzburg Salzburg, Erzabt-Klotz-Str. 22

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